BGH, 11.02.2004, XII ZR 265/02, BGB §§ 138, 242, 1408, 1410, 1585 c, Ehevertrag, Vertagsfreiheit, Ehegatten, Gueterrecht, Versorgungsausgleich, Ausschluss, Scheidung, Unterhalt, Verzicht, nachehelich, Ehemann,
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BGB §§ 138, 242, 1408, 1410, 1585 c
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- Stand: 3. April 2004 - Volltextsuche - Datenschutz - Sicherheit - News and more! - Suchmaschinen - Google (Test 2/2003 - gut - 2,1)
BGH, Urteil vom 11.02.2004 - XII ZR 265/02 *
Tatbestand: Die rechtskräftig geschiedenen Parteien streiten über nachehelichen Unterhalt und Ausgleich des Zugewinns. Der 1948
geborene Ast. und die 1955 geborene Ag. haben am 22. 11. 1985 miteinander die Ehe geschlossen, aus der die am 24. 3. 1986 und
am 21. 5. 1989 geborenen Kinder M und V hervorgegangen sind. Der Ast. ist seit 1985 als Unternehmensberater tätig. Die Ag., die
in den Fächern Alte Geschichte, Kunstgeschichte und Germanistik das Magisterexamen bestanden hat, leitete 1984 und 1985
archäologisehe Ausgrabungen, gab diese Tätigkeit aber wegen ihrer Schwangerschaft auf. Ihre Absicht, den Doktorgrad zu
erwerben, verfolgte sie auf Wunsch ihres Manns nicht weiter; sie widmete sich dem Haushalt und der Erziehung der Kinder. Am 17.
2. 1988 schlossen die Parteien einen notariellen Ehevertrag. Darin verzichteten sie "für den Fall der Scheidung ... gegenseitig auf
jegliche ... nachehelichen Unterhaltsansprüche, mit Ausnahme des Unterhaltsanspruchs der Ehefrau wegen Kindesbetreuung".
Außerdem vereinbarten sie für die Zukunft Gütertrennung. Sie erklärten, dass ein Zugewinn bisher nicht entstanden sei; vorsorglich
verzichteten sie wechselseitig auf etwaige bisher entstandene Zugewinnausgleichsansprüche. Den Versorgungsausgleich schlossen
sie aus. Den Verzicht der Ag. stellten sie dabei unter die Bedingung, dass der Ast. spätestens ab Juni 1988 für die Ag. eine private
Kapitallebensversicherung mit einer Versicherungssumme in Höhe von 80 000 DM auf den Zeitpunkt der Vollendung ihres 60.
Lebensjahres mit Rentenwahlrecht abschließen und die Beiträge hierauf während des Bestehens der Ehe laufend zahlen sollte. Im
Falle der Scheidung sollte er ihr den dreifachen Jahresbeitrag zu dieser Versicherung in einer Summe als Abfindung bezahlen.
Weitere Zahlungen sollte er dann nicht mehr schulden. Am 27. 4. 1988 wurde für die Ag. bei der L eine Kapitallebensversicherung
über 80000 DM abgeschlossen, auf die der Ast. in der Folge Zahlungen leistete. Am 13. 11. 2001, in der Scheidungsverhandlung
vor dem AG, verpflichtete er sich in Abweichung vom ursprünglichen Vertrag, die Raten fortlaufend bis zum Ablauf der
Versicherung am 1. 5. 2015 zu zahlen. Der Ast. erzielte nach den Feststellungen des OLG "in den letzten Jahren" ein monatliches
Einkommen von durchschnittlich 27 000 DM netto aus abhängiger und selbstständiger Arbeit. Die Ag. betreibt seit 1994 an ihrem
Wohnort einen "alternativen" Spielwarenladen, zuletzt zusammen mit einer Postagentur. Ihr monatliches Einkommen aus dieser
Tätigkeit beläuft sich - nach ihren Angaben - auf 1084 DM vor Steuern. Die Parteien bewohnten ein Haus in A. mit einer
Wohnfläche von 200 qm auf einem Grundstück von circa 1200 bis 1300 qm, das die Parteien vom Bruder des Ast. für eine
monatliche Gesamtmiete von 2548 DM gemietet hatten. Die Ag. erhielt vom Ast. ein monatliches Wirtschaftsgeld von 2692 DM
sowie einen Ausgleich für ihre Mitarbeit in seinem häuslichen Büro von monatlich 500 DM. Im Übrigen war der Zuschnitt der
ehelichen Lebensverhältnisse, was Kleidung, Einrichtung und sonstige Ausstattung anbelangt, nach den Feststellungen des OLG
bescheiden. Die Parteien leben seit Februar 1999 dauernd getrennt. Die Kinder haben nach dem übereinstimmenden Willen der
Parteien ihren gewöhnlichen Aufenthalt bei der Ag.; der Ast. zahlt für sie Unterhalt nach der höchsten Stufe der Düsseldorfer Tabelle.
Das AG hat mit Verbundurteil die Ehe der Parteien geschieden und festgestellt, dass ein Versorgungsausgleich nicht stattfindet.
Außerdem hat es den Ast. verurteilt, an die Ag. 3671 DM Elementarunterhalt und 1081 DM Altersvorsorgeunterhalt zu zahlen; die
auf weitergehenden Unterhalt sowie die im Rahmen einer Stufenklage auf Auskunft und Zahlung eines Zugewinnausgleichs
gerichteten Anträge der Ag. hat es abgewiesen. Hinsichtlich des Ausspruchs über die Scheidung und über den Versorgungsausgleich
ist das Urteil des AG seit dem 13. 4. 2002 rechtskräftig. Auf die Berufung der Ag. hat das OLG den Ast. verurteilt, an die Ag.
monatlich im Voraus Elementarunterhalt in Höhe von 2897 Euro sowie Vorsorgeunterhalt in Höhe von 952 Euro zu zahlen; im
Übrigen hat es ihre Berufung hinsichtlich des Unterhaltsbegehrens zurückgewiesen. Ebenso hat es die Anschlussberufung des Ast.,
mit der er sich gegen die 2500 DM (= 1278,23 Euro) monatlich übersteigende Verurteilung zur Unterhaltszahlung wehrte,
zurückgewiesen. Hinsichtlich des Zugewinnausgleichs hat es ihn verurteilt, über sein Endvermögen Auskunft zu erteilen, und die
Sache im Übrigen an das AG zurückverwiesen (NJW 2003, 592 = FPR 2003, 130 = FamRZ 2003, 35 m. Anm. Bergschneider,
FamRZ 2003, 39). Mit der zugelassenen Revision wendete sich der Ast. gegen das Berufungsurteil, soweit es ihn beschwert. Das
Rechtsmittel führte zur teilweisen Aufhebung des angefochtenen Urteils und zur Zurückverweisung der Sache an das OLG.
Entscheidungsgründe: I. Nach Auffassung des OLG steht der Ag. neben dem Betreuungsunterhalt ein Anspruch auf
Aufstockungsunterhalt sowie auf Auskunftserteilung zum Zwecke des Zugewinnausgleichs zu. Der notarielle Vertrag der Parteien
vom 17. 2. 1988 schließe diese Ansprüche nicht aus, da er -gemessen an den vom BVerfG in seinen Entscheidungen vom 6. 2. 2001
(NJW 2001, 957 = FPR 2001, 137 = FamRZ 2001, 343, m. Anm. Schwab, FamRZ 2001, 349) und vom 29. 3. 2001
(NJW2001,2248 = FPR2003,199 = FamRZ 2001,985) genannten Maßstäben - für unwirksam zu erachten sei.
Nach diesem Vertrag hätten die Parteien zwar gegenseitig auf jegliche nachehelichen Unterhaltsansprüche mit Ausnahme des
Unterhaltsanspruchs der Ehefrau wegen Kindesbetreuung verzichtet. Damit habe der Ast. jedoch praktisch kein Recht aufgegeben,
da man nicht davon habe ausgehen können, dass er bei einem Vermögen von über einer Million DM und hohen monatlichen
Einkünften im Falle der Scheidung unterhaltsbedürftig würde. Die Ag., die demgegenüber über kein Vermögen und - abgesehen von
den aus der Bürotätigkeit für den Ast. erzielten 500 DM - über kein Einkommen verfügt habe, sei wirtschaftlich völlig vom Ast.
abhängig gewesen. Gemäß seinem Wunsch habe sie sich der Haushaltsführung gewidmet. Wegen der Betreuung der damals noch
nicht ganz zweijährigen Tochter M und der am 21. 5. 1989 geborenen Tochter V habe sie praktisch auf Jahre hinaus keine Aussicht
gehabt, durch eine Erwerbstätigkeit ihren Unterhalt sicherzustellen. Insgesamt sei die Ag. somit durch den weitgehenden
Unterhaltsverzicht unangemessen benachteiligt worden, weil ihr - gegenüber dem finanziellen Beitrag des Ast. zu den ehelichen
Lebensverhältnissen gleichwertiger - Beitrag in Form von Haushaltsführung und Kindesbetreuung für den Fall der Scheidung
unberücksichtigt geblieben sei. Ihr sei nicht nur ohne sachlichen Grund die Teilhabe an den ehelichen Lebensverhältnissen
genommen worden, die durch den - bei dem monatlichen Nettoeinkommen des Ast. von 27000 DM besonders werthaltigen -
Aufstockungsunterhalt gewährleistet werden soll. Ihr sei vielmehr auch das alleinige Risiko aufgebürdet worden, im Alter, bei
Krankheit oder bei Arbeitslosigkeit ohne hinreichende Einkünfte auszukommen.
Der Ausschluss jeder Unterhaltsberechtigung für diese Fälle sei auch mit dem Wohl der gemeinsamen Kinder nicht vereinbar. Auch
wenn der Ast. an die Kinder Unterhalt nach der höchsten Einkommensgruppe der Düsseldorfer Tabelle leiste, bestehe doch die
Gefahr, dass die Ag. im Falle ihrer Invalidität unter Verhältnissen leben müsse, welche die Entwicklungsmöglichkeit der Kinder weit
mehr einschränkten als es den gemeinsamen wirtschaftlichen Verhältnissen entspreche. Die ungenügende Absicherung der Ag. für
den Fall der Invalidität beruhe insbesondere darauf, dass sie mit ihrem Verzicht auf den Versorgungsausgleich nicht nur mögliche
Anwartschaften auf eine Altersrente, sondern auch auf eine Invaliditätsversorgung verloren habe. Dieser Nachteil werde durch die
vereinbarte Kapitallebensversicherung bei weitem nicht ausgeglichen, zumal bei Durchführung des Versorgungsausgleichs auf die
Ag. Rentenanwartschaften in Höhe von 590,94 DM übertragen worden wären. Zur Begründung solcher Rentenanwartschaften im
Wege des Einmalbeitrags wäre, bezogen auf den 31. 3. 2000, ein Betrag von 128 748,74 DM erforderlich gewesen, mithin weit
mehr als die für die Ag. vereinbarte Versicherungssumme von 80 000 DM. Auch hierin liege eine unangemessene Benachteiligung
der Ag., welche den vereinbarten Ausschluss des Versorgungsausgleichs als unwirksam erscheinen lasse, auch wenn die
Entscheidung des AG, keinen Versorgungsausgleich durchzuführen, nicht angefochten sei. Auch der vereinbarte Ausschluss des
Zugewinnausgleichs sei unwirksam, weil der Ast. seine dominierende Situation als Inhaber eines Vermögens und Bezieher eines
weit überdurchschnittlichen Einkommens gegenüber der vermögens- und praktisch einkommenslosen Ag. zu deren Nachteil
ausgenutzt habe. Der Ast. habe sich nicht auf die Sicherung seines ererbten Vermögens beschränkt, was angeblich sein Motiv für
den Abschluss des Ehevertrags gewesen sei. Er habe vielmehr die Ag., auf deren Seite kein Zugewinn zu erwarten gewesen sei, von
der Teilhabe an dem gemeinsam Erwirtschafteten ausgeschlossen. Dadurch sei die Ag. insbesondere in ihrer Altersversorgung
betroffen worden, da hierfür bei gut verdienenden Personen wie dem Ast. erfahrungsgemäß auch mit Hilfe des Vermögens
Vorsorge getroffen werde.
Diese Ausführungen halten rechtlicher Nachprüfung nicht stand.
II. Das Gesetz gibt Ehegatten die Möglichkeit, durch während oder vorsorglich schon vor der Ehe getroffene Vereinbarungen für
den Fall einer späteren Scheidung den nachehelichen Unterhalt oder sonstige versorgungs- und güterrechtliche Angelegenheiten
verbindlich zu regeln (§§ 1408 1, 11, 1585 c BGB).
1. Nach der bisherigen Rechtsprechung des Senats bestand für derartige Vereinbarungen grundsätzlich volle Vertragsfreiheit. Eine
besondere Inhaltskontrolle, ob die Regelung angemessen sei, fand - abgesehen von Vereinbarungen nach § 1587 o BGB - nicht statt
(Senat, NJW 1997, 192 = FamRZ 1997, 156 [157]; vgl. auch NJW 1991, 913 = FamRZ 1991, 306). Der Verzicht auf nachehelichen
Unterhalt berühre nicht einen Kernbereich der Ehe - (Senat, NJW 1985, 1833 = FamRZ 1985, 788). Auch werde das Wesen der
Ehe nicht dadurch mitbestimmt, dass eine "wirtschaftliche Lebensgemeinschaft" entstehe oder dass die Ehegatten bei Auflösung der
Ehe an den während ihres Bestehens eingetretenen vermögensrechtlichen Veränderungen beteiligt würden (Senat, NJW 1985,1833
= FamRZ 1985, 788 [789]).
Schranken der Gültigkeit einer solchen Vereinbarung ergäben sich allein aus den §§ 134, 138 BGB. Ob eine Vereinbarung im
Einzelfall gegen die guten Sitten verstoße, hänge von ihrem aus Inhalt, Beweggründen und Zweck zu entnehmenden
Gesamtcharakter ab, wobei sich aus dem zeitlichen Abstand zu einer nicht beabsichtigten, sondern nur für denkbar gehaltenen
Scheidung zusätzliche Gesichtspunkte ergeben könnten (Senat, NJW 1985, 1833 = FamRZ 1985, 788, u. NJW 1991, 913 = FamRZ
1991, 306 [307]). Es reiche für sich allein nicht aus, dass die Vereinbarung in dem Bestreben abgeschlossen worden sei, sich von
sämtlichen nachteiligen Folgen einer Scheidung freizuzeichnen (Senat, NJW 1991, 913 = FamRZ 1991, 306). Auch genüge nicht,
dass sich die Regelung ausschließlich oder überwiegend zu Lasten eines der beiden Ehegatten auswirken könne (Senat, NJW 1997,
192 = FarnRZ 1997, 156 [157]). Schließlich könne die Sittenwidrigkeit der Abrede auch nicht allein aus dem Umstand hergeleitet
werden, dass die vertragschließende Frau von dem Mann schwanger gewesen und dieser die Eheschließung mit ihr von dem
Abschluss dieses Vertrags abhängig gemacht habe. Da der Mann, ungeachtet der Schwangerschaft der Frau, von einer
Eheschließung hätte absehen und sich auf die rechtlichen Verpflichtungen eines mit der Mutter nicht verheirateten Vaters
zurückziehen können, könne von einer zu missbilligenden Ausnutzung einer Zwangslage der Frau nicht ausgegangen werden (Senat,
NJW 1997,126 = FamRZ 1996, 1536 [15371, u. NJW 1997, 192 = FarnRZ 1997, 156 [157f.]). Allerdings könne ein
Unterhaltsverzicht dann den guten Sitten zuwiderlaufen und damit nichtig sein, wenn die Parteien ihre auf der Ehe beruhenden
Familienlasten objektiv zum Nachteil der Sozialhilfe geregelt hätten (Senat, BGHZ 86, 82 [88] = NJW 1983, 1851; NJW 1985,
1833 = FamRZ 1985, 78 8 [790], u. NJW 1992, 3164 = FamRZ 1992, 1403). Dazu bedürfe es nicht unbedingt eines Bewusstseins
der Parteien, durch ihre Vereinbarung den Träger der Sozialhilfe zu schädigen; vielmehr könne es bereits genügen, dass sie sich
einer solchen Erkenntnis grob fahrlässig verschlossen hätten (Senat, NJW 1985, 1833 = FamRZ 1985, 788). Auch sei dem auf
Unterhalt in Anspruch genommenen geschiedenen Ehegatten die Berufung auf einen Unterhaltsverzicht des anderen Ehegatten unter
Umständen nach Treu und Glauben (§ 242 BGB) verwehrt; dies könne namentlich dann der Fall sein, wenn die zur Zeit des
Unterhaltsverzichts bestehenden Verhältnisse sich nachträglich so entwickelt hätten, dass überwiegende schutzwürdige Interessen
gemeinschaftlicher Kinder der Geltendmachung des Verzichts entgegenstünden (Senat, NJW 1985, 1835 = FamRZ 1985, 787, u.
NJW 1987, 776 = FarnRZ 1987, 46 [47]), mögen die Parteien die dann später tatsächlich eingetretene Entwicklung - nämlich die
Scheidung bei fortbestehender Betreuungsbedürftigkeit der Kinder - auch bereits beim Abschluss des Unterhaltsverzichts bedacht
haben (Senat, NJW 1992, 3164 = FamRZ 1992, 1403 [1404]). Die Dauer und Höhe der Unterhaltspflicht sei allerdings in einem
solchen Fall insoweit beschränkt, als nicht das Kindeswohl ein Weiterbestehen des Unterhaltsanspruchs gebiete (Senat, NJW 1991,
913 = FamRZ 1991 ' 306 [307]; NJW 1995, 1148 = FamRZ 1995, 291 [2921; NJW-RR 1997, 897 = FamRZ 1997, 873 [874]). Der
Höhe nach stehe dem betreuenden Ehegatten der Unterhaltsanspruch nur insoweit zu, als er, um seinen Betreuungspflichten
nachzukommen, darauf zur Deckung seines notwendigen eigenen Lebensbedarfs angewiesen sei; nur wenn beson ere Gründe des
Kindeswohls dies geböten, sei dem betreuenden Ehegatten mehr als der notwendige Unterhalt zuzubilligen (Senat, NJW 1992, 3164
= FamRZ 1992, 1403 [1405]; NJW 1995, 1148 = FamRZ 1995, 291, u. NJW-RR 1997, 897 FamRZ 1997, 873 [874 f.]).
2. Die Entscheidungen des BVerfG vom 6. 2. 2001 (NJW 2001, 957 = FPR 2001, 137 = FamRZ 2001, 343) und vom 29. 3. 2001
(NJW 2001, 2248 = FPR 2003, 199 = FamRZ 2001, 985) geben Anlass, die dargestellte Rechtsprechung zu überprüfen.
a) Mit seinem Senatsbeschluss vom 6. 2. 2001 (NJW 2001, 957 = FPR 2001, 13 7 = FamRZ 2001, 343) hat das BVerfG an seine
Rechtsprechung zur Inhaltskontrolle von Bürgschaftsverträgen (NJW 1994, 36) und zum entschädigungslosen Wettbewerbsverbot
von Handelsvertretern (NJW 1990, 1469) angeknüpft und die dort entwickelten Grundsätze auf Eheverträge und
Unterhaltsvereinbarungen übertragen: Danach setze die durch Art. 2 1 GG gewährleistete Privatautonomie voraus, dass die
Voraussetzungen der Selbstbestimmung auch tatsächlich gegeben seien. Der im Vertrag zum Ausdruck gebrachte übereinstimmende
Wille der Vertragsparteien lasse zwar in der Regel auf einen durch den Vertrag hergestellten sachgerechten Interessenausgleich
schließen, den der Staat grundsätzlich zu respektieren habe. Sei jedoch auf Grund einer einseitigen Aufbürdung von vertraglichen
Lasten und einer erheblich ungleichen Verhandlungsposition der Vertragspartner ersichtlich, dass in einem Vertragsverhältnis ein
Partner ein solches Gewicht habe, dass er den Vertragsinhalt faktisch einseitig bestimmen könne, sei es Aufgabe des Rechts, auf die
Wahrung der Grundrechtspositionen beider Vertragspartner hinzuwirken, um zu verhindern, dass sich für einen Vertragspartner die
Selbstbestimmung in eine Fremdbestimmung verkehre. Dies gelte auch für Eheverträge, mit denen Eheleute ihre höchstpersönlichen
Beziehungen für die Zeit ihrer Ehe oder danach regelten. Art. 6 1 GG gebe ihnen hierbei das Recht, ihre jeweilige Gemeinschaft
nach innen in ehelicher und familiärer Verantwortlichkeit und Rücksicht frei zu gestalten. Verfassungsrechtlich geschützt sei
allerdings nur eine Ehe, in der Mann und Frau in gleichberechtigter Partnerschaft zueinander stünden. Der Staat habe infolgedessen
der Freiheit der Ehegatten, ihre ehelichen Beziehungen und wechselseitigen Rechte und Pflichten mit Hilfe von Verträgen zu
gestalten, dort Grenzen zu setzen, wo der Vertrag nicht Ausdruck gleichberechtigter Lebenspartnerschaft sei, sondern eine auf
ungleichen Verhandlungspositionen basierende einseitige Dominanz eines Ehepartners widerspiegele. Dies sei regelmäßig
anzunehmen, wenn eine nichtverheiratete schwangere Frau sich vor die Alternative gestellt sehe, in Zukunft entweder allein für das
Kind Sorge zu tragen oder durch Eheschließung den Kindesvater in die Verantwortung einzubinden, wenn auch um den Preis eines
mit ihm züi schließenden, sie aber stark belastenden Ehevertrags. Ob ein solcher Vertrag die Frau deutlich mehr belaste als den
Mann, hänge wesentlich auch davon ab, welche familiäre Konstellation die Vertragspartner anstrebten und ihrem Vertrag zu Grunde
legten. Verzichteten Ehepartner etwa gegenseitig auf nacheheliche gesetzliche Unterhaltsansprüche, liege darin bei Ehen, in denen
beide Partner einer etwa gleichwertigen Berufstätigkeit nachgingen und sich Haus- und Familienarbeit teilten, keine ungleiche
Belastung. Sehe die Lebensplanung der Partner jedoch vor, dass sich in der Ehe einer der beiden unter Aufgabe einer Berufstätigkeit
im Wesentlichen der Kinderbetreuung und Haushaltsführung widme, benachteilige der Verzicht auf den nachehelichen Unterhalt
denjenigen, der sich der Betreuung des Kindes und der Arbeit im Hause gewidmet habe. je mehr im Ehevertrag gesetzliche Rechte
abbedungen oder zusätzliche Pflichten übernommen würden, desto mehr könne sich dieser Effekt einseitiger Benachteiligung
verstärken. Es sei Aufgabe der Gerichte, den Inhalt des Vertrags in Fällen gestörter Vertragsparität einer Kontrolle über die
zivilrechtlichen Generalklauseln zu unterziehen und gegebenenfalls zur Wahrung beeinträchtigter Grundrechtspositionen eines
Ehevertragspartners zu korrigieren. Die Eheschließungsfreiheit stehe einer solchen Inhaltskontrolle nicht entgegen, denn sie
rechtfertige nicht die Freiheit zu unbegrenzter Ehevertragsgestaltung und insbesondere nicht eine einseitige ehevertragliche
Lastenverteilung. Dementsprechend sei ein Teil des Eherechts herkömmlich zwingendes Recht.
b) Während die vorgenannte Senatsentscheidung unmittelbar nur die Wirksamkeit einer vor der Eheschließung getroffenen
ehevertraglichen Vereinbarung betraf, in der sich eine Schwangere unter anderem verpflichtet hatte, den Ehemann und Kindesvater
für den Fall der Scheidung von Unterhaltsansprüchen des erwarteten Kindes teilweise freizustellen, hat das BVerfG in seinem
Kammerbeschluss vom 29. 3. 2001 (NJW 2001, 2248 = FPR 2003, 199 = FamRZ 2001, 985) diese Rechtsprechung fortgeführt und
eine oberlandesgerichtliche Entscheidung beanstandet, die der Ehefrau nur den notwendigen Betreuungsunterhalt zuerkannt, ihre
weitergehenden Anträge auf Unterhalt, Zugewinn- und Versorgungsausgleich aber zurückgewiesen hatte. Die Ehegatten hatten vor
der Eheschließung nachehelichen Unterhalt sowie Zugewinn- und Versorgungsausgleich vertraglich ausgeschlossen. Das OLG hätte
- so das BVerfG - die besondere Situation, in der sich die Ehefrau als Schwangere mit schon einem -noch dazu schwerbehinderten -
Kind (aus einer anderen Verbindung) bei Vertragsschluss befunden habe und die allein schon ein. deutliches Indiz für ihre
Unterlegenheit als Vertragspartnerin gewesen sei, zum Anlass nehmen müssen, den gesamten Vertragsinhalt einer Kontrolle zu
unterziehen; dabei hätte es der Frage nachgehen müssen, ob der Ehevertrag die Ehefrau - zumal in ihrer familiären und
wirtschaftlich beengten Situation - einseitig und unangemessen belaste.
3. Die Frage, weiche Konsequenzen sich aus diesen Entscheidungen für die Beurteilung von Eheverträgen allgemein - also auch in
Fällen, in denen die Ehefrau bei Vertragsabschluss nicht schwanger ist - ergeben, wird in der Literatur wie auch in der
Fachöffentlichkeit unterschiedlich beantwortet.
a) Differenzen bestehen bereits bei der Beurteilung, wann -allgemein - von einer einseitigen Lastenverteilung für den Scheidungsfall
gesprochen werden kann.
So soll nach einer Auffassung eine solche einseitige Lastenverteilung jedenfalls dann vorliegen, wenn der "Kernbereich des
gesetzlichen Scheidungsfolgensystems" berührt sei. Dazu sollen zumindest diejenigen Regelungen des nachehelichen Unterhalts
zählen, die an eine ehebedingte Bedürftigkeit anknüpfen, möglicherweise auch der Versorgungsausgleich, nicht dagegen ohne
weiteres auch der Zugewinnausgleich (Dauner-Lieb, AcP 201 [2001], 295 [319 f.]).
Nach einer weiteren Auffassung erfordere das Eheverständnis des BGB keine bestimmte Zuordnung oder Teilhabe auf der
Vermögensebene. Auch die eheliche Solidarität verlange keine gegenseitige Vermögensbeteiligung, da diese nicht an Bedarfslagen
anknüpfe und somit keine unterhaltsrechtliche Funktion erfüllen solle. Bedenken bestünden jedoch, sobald die Vereinbarung der
Gütertrennung mit weiteren Abreden verbunden werde, welche die Versorgungslage gerade desjenigen Ehegatten gefährdeten, der
nach geplanter oder gelebter Gestaltung der Verhältnisse "ehebedingt" einer sozialen Sicherstellung besonders bedürfe. Auch ohne
eine derartige Kumulierung könne eine güterrechtliche Vereinbarung bedenklich sein, wenn mit ihr nicht nur die künftige
Vermögenszuordnung geregelt, sondern auf schon begründete Rechtspositionen verzichtet werde. Der Versorgungsausgleich stehe,
obwohl auch er nicht auf Bedarfslagen rekurriere, dem Unterhalt näher als dem Zugewinnausgleich; gleichwohl sei anzunehmen,
dass er innerhalb der - hier engeren -gesetzlichen Grenzen der ehevertraglichen Gestaltungsfreiheit unterliege (Schwab, DNotZ
2001, 9 [15 ff.]).
Nach einer dritten Meinung soll die Verantwortung der Ehegatten füreinander (§ 1353 12 Halbs. 2 BGB) zwingendes Recht sein,
das zwar dem Selbstverständnis der Beteiligten, nicht aber ehevertraglicher Gestaltung offen stehe (Goebel, FamRZ 2003, 1513 [1516]).
Auf dem Deutschen Familiengerichtstag 2003 hat der Arbeitskreis "Unterhaltsvereinbarungen" zwar einen Unterhaltsverzicht
grundsätzlich für zulässig erachtet, nicht aber einen vollen Verzicht auf den Betreuungsunterhalt. Nach dem Votum des
Arbeitskreises "Vereinbarungen über den Versorgungsausgleich" soll ein "Globalverzicht" auf Unterhalt, Zugewinn- und
Versorgungsausgleich zwar grundsätzlich möglich, aber nur dann unproblematisch sein, wenn eine hinreichende Absicherung der
Alters- und Invaliditätsrisiken bestehe.
b) Unterschiedlich wird auch die Bedeutung eingeschätzt, die einem zwischen den Vertragspartnern bestehenden Ungleichgewicht
zukommen soll. Zum Teil wird gefolgert, dass eine Unterlegenheit der durch einen Ehevertrag benachteiligten Ehefrau jedenfalls
dann zu verneinen sei, wenn diese durch einen Notar über den Inhalt des Vertrags belehrt worden sei und diesen ohne Zeitdruck
abgeschlossen habe (Langenfeld, DNotZ 2001, 272 [2791). Nach anderer Auffassung soll bei besonders ausgeprägter objektiver
Benachteiligung eines Ehegatten durch den Ehevertrag eine tatsächliche Vermutung für die Situation der Unterlegenheit dieses
Ehegatten sprechen (Schwab, DNotZ 2001, 9 [15]; ähnl. auch der Arbeitskreis "Vereinbarungen zum Versorgungsausgleich" des
Deutschen Familiengerichtstags 2003: "widerlegbare Vermutung"). Von dritter Seite wird empfohlen, "sich von der verkrampften
Suche nach Ungleichgewichtslagen zu lösen" und die Ehevertragsfreiheit ganz generell im Hinblick auf eine potenzielle
Einverdienerehe für den Kernbereich des Scheidungsfolgensystems "teleologisch zu reduzieren" (Dauner-Lieb, AcP 201 [2001], 295
[323]; ihr folgend auch Goebel, FamRZ 2003, 1513 [1518]).
c) Ausdrücklich offen gelassen hat das BVerfG die Frage, mit welchen Instrumentarien die Fachgerichte die ihnen aufgegebene
Inhaltskontrolle umsetzen sollen. Hierzu wird in der Literatur eine Sanktionierung erwogen, die zwischen § 138 1 und § 242 BGB
nach dem Ausmaß der Benachteiligung differenziert (Schwab, FamRZ 2001, 349 [350]; ders., DNotZ 2001, 9 [17f.];
Bergschneider, FamRZ 2001, 1338 [1340]; in diese Richtung auch die oben genannten Arbeitskreise des Deutschen
Familiengerichtstags 2003). Dabei werden die engen Grenzen betont, die dem Korrektiv des § 138 BGB gezogen seien; zugleich
wird auf die mangelnde strukturelle Eignung einer Wirksamkeitskontrolle hingewiesen, die auf vorformulierte, allgemeine
Regelungen zugeschnitten sei (Dauner-Lieb, AcP 201 [2001], 295 [328]). § 138 BGB würde mit seiner Nichtigkeitsfolge auch dem
Gebot des geringst möglichen Eingriffs in die Ehevertragsfreiheit nicht gerecht (Goebel, FarnRZ 2003, 1513 [1519]). Soweit die
Grundsätze über den Wegfall der Geschäftsgrundlage (etwa Bergschneider, FamRZ 2003, 376 [378]) und der ergänzenden
Vertragsauslegung in Betracht gezogen werden, besteht Einigkeit, dass diese Instrumente - unbeschadet ihrer Abgrenzung im
Einzelnen - versagen, wenn die Vertragsparteien die später eingetretene Entwicklung auch nur für möglich gehalten und dennoch
eine bewusst abschließende Regelung getroffen hätten; genau dies werde aber bei ehevertraglich vereinbarten Verzichten vielfach
der Fall sein (Dauner-Lieb, AcP 201 [2001], 295 [326 f.]). Empfohlen wird deshalb vielfach eine Ausübungskontrolle, die der BGH
schon bisher -wie dargelegt - unter Berufung auf § 242 BGB zur Abmilderung der harten Konsequenzen einer grundsätzlich "vollen
Ehevertragsfreiheit" genutzt hat (Goebel, FamRZ 2003, 1513 [1519 f.]; Grziwotz, FF 2001, 41 [44]; Schervier, MittBayNot 2001,
213 [214]). Dabei wird jedoch zum Teil eine Ausdehnung des Instituts der Ausübungskontrolle gefordert: So solle sich die
Ausübungskontrolle auch auf Fallkonstellationen erstrecken, in denen ein Ehevertrag keine Belastung Dritter - etwa gemeinsamer
Kinder - bewirke, sondern nur einen der Ehegatten selbst einseitig und unangemessen benachteilige. Außerdem solle die
Ausübungskontrolle auch Benachteiligungen eines Ehegatten erfassen, die sich auf Grund von Umständen verwirklichten, die bei
Vertragsschluss bereits absehbar gewesen seien und - weil vom ursprünglichen Parteiwillen gedeckt - die Berufung auf die
vertragliche Abrede nach bisherigem Verständnis nicht ohne weiteres als rechtsmissbräuchlich erscheinen ließen (DaunerLieb, AcP
201 [2001], 295 [328 f.]).
III. Nach Auffassung des Senats lässt sich nicht allgemein und für alle denkbaren Fälle abschließend beantworten, unter welchen
Voraussetzungen eine Vereinbarung, durch welche Ehegatten ihre unterhaltsrechtlichen Verhältnisse oder ihre
Vermögensangelegenheiten für den Scheidungsfall abweichend von den gesetzlichen Vorschriften regeln, unwirksam ist (§ 138
BGB) oder die Berufung auf alle oder einzelne vertragliche Regelungen unzulässig macht (§ 242 BGB). Erforderlich ist vielmehr
eine Gesamtschau der getroffenen Vereinbarungen, der Gründe und Umstände ihres Zustandekommens sowie der beabsichtigten
und verwirklichten Gestaltung des ehelichen Lebens. Dabei ist von folgenden Grundsätzen auszugehen:
1. Die gesetzlichen Regelungen über nachehelichen Unterhalt, Zugewinn und Versorgungsausgleich unterliegen grundsätzlich der
vertraglichen Disposition der Ehegatten; einen unverzichtbaren Mindestgehalt an Scheidungsfolgen zu Gunsten des berechtigten
Ehegatten kennt das geltende Recht nicht.
a) Zwar hat der Gesetzgeber dem in § 1569 BGB verankerten Grundsatz der nachehelichen unterhaltsrechtlichen
Eigenvererantwortung eines jeden Ehegatten ein nahezu lückenloses System von Unterhaltsansprüchen gegenübergestellt, die den
Schutz des sozial schwächeren Ehegatten nach der Scheidung sichern und insbesondere ehebedingte Nachteile ausgleichen sollen,
die er um der Ehe oder der Kindererziehung willen in seinem eigenen beruflichen Fortkommen und dem Aufbau einer
entsprechenden Altersversorgung erlitten hat. Andererseits hat er in den §§ 1353, 1356 BGB das -grundgesetzlich geschützte, vgl.
Art. 6 GG - Recht der Ehegatten verbürgt, ihre eheliche Lebensgemeinschaft eigenverantwortlich und frei von gesetzlichen
Vorgaben entsprechend ihren individuellen Vorstellungen und Bedürfnissen zu gestalten. Die auf die Scheidungsfolgen bezogene
Vertragsfreiheit ist insoweit eine notwendige Ergänzung dieses verbürgten Rechts und entspringt dem legitimen Bedürfnis,
Abweichungen von den gesetzlich geregelten Scheidungsfolgen zu vereinbaren, die zu dem individuellen Ehebild der Ehegatten
besser passen. So können etwa Lebensrisiken eines Partners, wie sie zum Beispiel in einer bereits vor der Ehe zu Tage getretenen
Krankheit oder in einer Ausbildung angelegt sind, die offenkundig keine Erwerbsgrundlage verspricht, von vornherein aus der
gemeinsamen Verantwortung der Ehegatten füreinander herausgenommen werden. Auch der Gedanke der nicht allein auf die
Ehezeit beschränkten ehelichen Solidarität -und zwar auch in der bloß programmatischen und in seinen Konturen unscharfen
Ausformung des 1998 mit dem Eheschließungsrecht eingeführten § 1353 12 Halbs. 2 BGB, der eine gegenseitige Verantwortung
der Ehegatten füreinander vorgibt (vgl. dazu Wagenitz, in: Festschr. f. Rolland, 1999, S. 379 [381 f.]) - ist weder dazu bestimmt
noch geeignet, unterhaltsrechtliche Pflichten, in denen sich die nacheheliche Solidarität konkretisiert, als zwingendes, der
Disposition der Parteien entzogenes Recht zu statuieren (so aber wohl Goebel, FamRZ 2003, 1513 [1516]). § 1585 c BGB enthält
dementsprechend auch keine Einschränkung in Richtung eines unverzichtbaren Mindestgehalts an Rechten.
b) Der Zugewinnausgleich ist weniger Ausfluss nachehelicher Solidarität als Ausdruck einer Teilhabegerechtigkeit, die zwar im
Einzelfall ehebedingte Nachteile ausgleichen kann, in ihrer Typisierung aber weit über dieses Ziel hinausgreift und nicht zuletzt
deshalb von § 1408 1 BGB der Disposition der Ehegatten unterstellt ist. Das BVerfG hat zwar in anderem Zusammenhang
verdeutlicht, dass Leistungen, die Ehegatten im gemeinsamen Unterhaltsverband für die eheliche Gemeinschaft erbringen,
unabhängig von ihrer ökonomischen Bewertung gleichgewichtig sind und dass deshalb beide Ehegatten grundsätzlich auch
Anspruch auf gleiche Teilhabe am gemeinsam Erwirtschafteten haben (BverfG, NJW 2002, 1185 = FPR 2002, 180 = FamRZ 2002,
527 [529]). Diese fiktive Gleichgewichtung schließt jedoch die Möglichkeit der Ehegatten, ihrer individuell vereinbarten
Arbeitsteilung oder einer evident unterschiedlichen ökonomischen Bewertung ihrer Beiträge in der Ehe durch eine vom Gesetz
abweichende einvernehmliche Regelung angemessen Rechnung zu tragen, nicht aus. Auch bleibt es ihnen unbenommen, im
Einzelfall als unbillig empfundenen Ergebnissen des gesetzlichen Güterstands - etwa im Hinblick auf Wertsteigerungen des
Anfangsvermögens - durch die vom Gesetz eröffnete Wahl der Gütertrennung zu begegnen.
c) Diese Überlegungen gelten - jedenfalls im Grundsatz -auch für den Versorgungsausgleich, der sich zwar seiner Zielrichtung nach
als ein vorweggenommener Altersunterhalt verstehen lässt, andererseits aber dem Mechanismus des Zugewinnausgleichs
nachgebildet ist. § 1408 11 BGB erlaubt deshalb ausdrücklich ehevertragliche Modifikationen auch des Versorgungsausgleichs bis
hin zu seinem gänzlichen Ausschluss, die allerdings unwirksam werden, wenn ein Ehegatte binnen Jahresfrist die Scheidung
beantragt. Auch im Zusammenhang mit einer beabsichtigten Scheidung können die Ehegatten gem. § 1587 o BGB Vereinbarungen
über den Versorgungsausgleich treffen. Diese bedürfen dann allerdings der familiengerichtlichen Genehmigung nach § 1587 o 11
BGB und erfordern eine richterliche Inhaltskontrolle, die auch die Unterhaltsregelung und die Vermögensauseinandersetzung
berücksichtigen und auf einen nach Art und Höhe angemessenen Ausgleich unter den Ehegatten Bedacht nehmen muss.
2. Die grundsätzliche Disponibilität der Scheidungsfolgen darf indes nicht dazu führen, dass der Schutzzweck der gesetzlichen
Regelungen durch vertragliche Vereinbarungen beliebig unterlaufen werden kann. Das wäre der Fall, wenn dadurch eine evident
einseitige und durch die individuelle Gestaltung der ehelichen Lebensverhältnisse nicht gerechtfertigte Lastenverteilung entstünde,
die hinzunehmen für den belasteten Ehegatten - bei angemessener Berücksichtigung der Belange des anderen Ehegatten und seines
Vertrauens in die Geltung der getroffenen Abrede - bei verständiger Würdigung des Wesens der Ehe unzumutbar erscheint. Die
Belastungen des einen Ehegatten werden dabei umso schwerer wiegen und die Belange des anderen Ehegatten umso genauerer
Prüfung bedürfen, je unmittelbarer die vertragliche Abbedingung gesetzlicher Regelungen in den Kernbereich des
Scheidungsfolgenrechts eingreift.
a) Zu diesem Kernbereich gehört in erster Linie der Betreuungsunterhalt (§ 1570 BGB), der schon im Hinblick auf seine
Ausrichtung am Kindesinteresse nicht der freien Disposition der Ehegatten unterliegt. Freilich ist auch er nicht jeglicher
Modifikation entzogen. So lassen sich immerhin Fälle denken, in denen die Art des Berufs es der Mutter erlaubt, Kinderbetreuung
und Erwerbstätigkeit miteinander zu vereinbaren, ohne dass das Kind Erziehungseinbußen erleidet. Auch erscheint eine ganztägige
Betreuung durch die Mutter nicht als unabdingbare Voraussetzung für einen guten Erziehungserfolg, so dass sich Ehegatten auch
darüber verständigen könnten, ab einem bestimmten Kindesalter Dritte zur Betreuung heranzuziehen, um einen möglichst frühen
Wiedereintritt der Mutter in das Berufsleben zu ermöglichen.
Bei der Ausrichtung am Kernbereich der Scheidungsfolgen w' rü min im Übrigen für deren Disponibilität eine Rangabstufung
vornehmen können, die sich in erster Linie danach bernisst, welche Bedeutung die einzelnen Scheidungsfolgenregelungen für den
Berechtigten in seiner jeweiligen Lage haben. So ist die Absicherung des laufenden Unterhaltsbedarfs für den Berechtigten in der
Regel wichtiger als etwa der Zugewinn- oder der spätere Versorgungsausgleich. Innerhalb der Unterhaltstatbestände wird - nach
dem Betreuungsunterhalt (§ 1570 BGB) - dem Krankheitsunterhalt (§ 1572 BGB) und dem Unterhalt wegen Alters (§ 1571 BGB)
Vorrang zukommen. Zwar knüpfen diese beiden letzteren Unterhaltstatbestände nicht an ehebedingte Nachteile an. Das bedeutet
jedoch nicht, dass sie nicht zum Kernbereich der gesetzlichen Scheidungsfolgenregelung gehören und der uneingeschränkten
Disposition der Ehegatten unterstehen. Gerade indem das Gesetz sich hier mit einem bloß zeitlichen Zusammenhang mit der Ehe
begnügt, misst es diesen Einstandspflichten als Ausdruck nachehelicher Solidarität besondere Bedeutung bei - was freilich einen
Verzicht nicht generell ausschließt, etwa wenn die Ehe erst nach Ausbruch der Krankheit oder im Alter geschlossen wird. Die
Unterhaltspflicht wegen Erwerbslosigkeit (§ 1573 BGB) erscheint demgegenüber nachrangig, da das Gesetz das Arbeitsplatzrisiko
ohnehin auf den Berechtigten verlagert, sobald dieser einen nachhaltig gesicherten Arbeitsplatz gefunden hat (§ 1573 IV; vgl. auch §
1573 V BGB). Ihr folgen Krankenvorsorge- und Altersvorsorgeunterhalt (§ 1578 11 Alt. 1, Ill BGB). Am ehesten verzichtbar
erscheinen Ansprüche auf Aufstockungs- und Ausbildungsunterhalt (§§ 1573 11, 1575 BGB), da diese Unterhaltspflichten vom
Gesetz am schwächsten ausgestaltet und nicht nur der Höhe (vgl. § 1578 I 2 BGB), sondern auch dem Grunde nach zeitlich
begrenzbar sind (§§ 1573 V, 1575 I2 BGB).
b) Auf derselben Stufe wie der Altersunterhalt rangiert der Versorgungsausgleich. Als vorweggenommener Altersunterhalt steht er
vertraglicher Disposition nur begrenzt offen. Vereinbarungen über ihn müssen deshalb nach denselben Kriterien geprüft werden wie
ein vollständiger oder teilweiser Unterhaltsverzicht. Als Teilhabe an dem in der Ehe erworbenen Versorgungsvermögen ist der
Versorgungsausgleich andererseits aber auch dem Zugewinnausgleich verwandt; das mag -jedenfalls bei deutlich gehobenen
Versorgungsverhältnissen -eine weitergehende Dispositionsbefugnis rechtfertigen.
c) Der Zugewinnausgleich erweist sich ehevertraglicher Disposition am weitesten zugänglich. Das Eheverständnis erfordert, worauf
Schwab (DNotZ 2001, 9 [16]) mit Recht hingewiesen hat, keine bestimmte Zuordnung des Vermögenserwerbs in der Ehe. Die
eheliche Lebensgemeinschaft war und ist - auch als gleichberechtigte Partnerschaft von Mann und Frau - nicht notwendig auch eine
Vermögensgemeinschaft. Auch die vom BVerfG (NJW 2002, 1185 = FPR 2002, 180 = FarnRZ 2002, 527 [5291) - für das Recht
des nachehelichen Unterhalts - betonte Gleichgewichtigkeit von Erwerbstätigkeit und Familienarbeit hat keine bestimmte
Strukturierung der ehelichen Vermögenssphäre zur Folge. Wie § 1360 S. 2 BGB (vgl. auch § 1606 1112 BGB) verdeutlicht, sind
nicht etwa das Erwerbseinkommen des einen und die Haushaltsführung des anderen Ehegatten einander gleichwertig. Für die
Erfüllung des Anspruchs auf Familienunterhalt gleiches Gewicht haben nur die Unterhaltsbeiträge, welche die Ehegatten aus ihrem
Erwerbseinkommen oder als Familienarbeit erbringen (BVerfG, NJW 2002, 1185 = FPR 2002, 180 = FamRZ 2002, 527; so auch
Gernhuber/Coester-Waltjen, Lehrbuch des FamilienR, 4. Aufl., § 34 15, S. 495, insb. Fußn. 4). Zwar sieht der gesetzliche
Güterstand eine gleiche Teilhabe der Ehegatten am gemeinsam erwirtschafteten Vermögen vor. Dem liegt die typisierende
Vorstellung zu Grunde, dass die Ehegatten in ökonomisch gleichwertiger Weise zur Vermögensbildung beitragen. Diese - nur
fiktive -Gleichwertigkeit hindert die Ehegatten jedoch nicht, durch Modifizierung oder Abwahl des Regelgüterstands ihre interne
Vermögensordnung einvernehmlich an die individuellen Verhältnisse ihrer konkret beabsichtigten oder gelebten Eheform
anzupassen und dabei auch eigene ökonomische Bewertungen an die Stelle der gesetzlichen Typisierung zu setzen. Schließlich
fordert auch das Gebot ehelicher Solidarität keine wechselseitige Vermögensbeteiligung der Ehegatten: Deren Verantwortung
füreinander (§ 1353 12 Halbs. 2 BGB) tritt bei konkreten und aktuellen Versorgungsbedürfnissen auf den Plan; ihr trägt - wie
gezeigt - das geltende Unterhaltsrecht Rechnung. Das geltende Güterrecht knüpft demgegenüber nicht an Bedarfslagen an; die vom
Regelgüterstand verfolgte Gewinnbeteiligung hat keine unterhaltsrechtlichen Funktionen (Schwab, DNotZ 2001, 9). Zwar wird bei
einer Gesamtschau die Versorgungslage des nicht oder nicht voll erwerbstätigen Ehegatten im Einzelfall auch durch das
Ehevermögensrecht mitbestimmt. Grob unbillige Versorgungsdefizite, die sich aus den für den Scheidungsfall getroffenen
Absprachen der Ehegatten ergeben, sind jedoch vorrangig im Unterhaltsrecht - weil bedarfsorientiert - und allenfalls hilfsweise
durch Korrektur der von den Ehegatten gewählten Vermögensordnung zu kompensieren.
3. Ob auf Grund einer vom gesetzlichen Scheidungsfolgenrecht abweichenden Vereinbarung eine evident einseitige Lastenverteilung
entsteht, die hinzunehmen für den belasteten Ehegatten unzumutbar erscheint, hat der Tatrichter zu prüfen, Diese Aufgabe wird
nicht dadurch obsolet, dass der belastete Ehegatte durch einen Notar hinreichend über den Inhalt und die Konsequenzen des
Vertrags belehrt wurde (a. A. Langenfeld, DNotZ 2001, 272), zumal eine solche Überprüfung und Belehrung ohnehin nur bei
Vereinbarungen in notarieller Form stattfindet, wie sie von § 1408 1 i. V. mit §§ 1410, 1587 o 11 1 BGB vorgeschrieben wird, nicht
dagegen bei Unterhaltsvereinbarungen, die - was § 1585c BGB zulässt - privatschriftlich oder formlos getroffen werden.
a) Der Tatrichter hat dabei zunächst - im Rahmen einer Wirksamkeitskontrolle - zu prüfen, ob die Vereinbarung schon im Zeitpunkt
ihres Zustandekommens offenkundig zu einer derart einseitigen Lastenverteilung für den Scheidungsfall führt, dass ihr - und zwar
losgelöst von der künftigen Entwicklung der Ehegatten und ihrer Lebensverhältnisse -wegen Verstoßes gegen die guten Sitten die
Anerkennung der Rechtsordnung ganz oder teilweise mit der Folge zu versagen ist, dass an ihre Stelle die gesetzlichen Regelungen
treten (§ 138 1 BGB). Erforderlich ist dabei eine Gesamtwürdigung, die auf die individuellen Verhältnisse beim Vertragsschluss
abstellt, insbesondere also auf die Einkommens- und Vermögensverhältnisse, den geplanten oder bereits verwirklichten Zuschnitt
der Ehe sowie auf die Auswirkungen auf die Ehegatten und auf die Kinder. Subjektiv sind die von den Ehegatten mit der Abrede
verfolgten Zwecke sowie die sonstigen Beweggründe zu berücksichtigen, die den begünstigten Ehegatten zu seinem Verlangen nach
der ehevertraglichen Gestaltung veranlasst und den benachteiligten Ehegatten bewogen haben, diesem Verlangen zu entsprechen.
Das Verdikt der Sittenwidrigkeit wird dabei regelmäßig nur in Betracht kommen, wenn durch den Vertrag Regelungen aus dem
Kernbereich des gesetzlichen Scheidungsfolgenrechts ganz oder jedenfalls zu erheblichen Teilen abbedungen werden, ohne dass
dieser Nachteil für den anderen Ehegatten durch anderweitige Vorteile gemildert oder durch die besonderen Verhältnisse der
Ehegatten, den von ihnen angestrebten oder gelebten Ehetyp oder durch sonstige gewichtige Belange des begünstigten Ehegatten
gerechtfertigt wird.
b) Soweit ein Vertrag danach Bestand hat, muss der Richter sodann - im Rahmen der Ausübungskontrolle - prüfen, ob und
inwieweit ein Ehegatte die ihm durch den Vertrag eingeräumte Rechtsmacht missbraucht, wenn er sich im Scheidungsfall gegenüber
einer vom anderen Ehegatten begehrten gesetzlichen Scheidungsfolge darauf beruft, dass diese durch den Vertrag wirksam
abbedungen sei (§ 242 BGB). Dafür sind nicht nur die Verhältnisse im Zeitpunkt des Vertragsschlusses maßgebend. Entscheidend
ist vielmehr, ob sich nunmehr - im Zeitpunkt des Scheiterns der Lebensgemeinschaft - aus dem vereinbarten Ausschluss der
Scheidungsfolge eine evident einseitige Lastenverteilung ergibt, die hinzunehmen für den belasteten Ehegatten auch bei
angemessener Berücksichtigung der Belange des anderen Ehegatten und seines Vertrauens in die Geltung der getroffenen Abrede
sowie bei verständiger Würdigung des Wesens der Ehe unzumutbar ist. Das kann insbesondere dann der Fall sein, wenn die
tatsächliche einvernehmliche Gestaltung der ehelichen Lebensverhältnisse von der ursprünglichen, dem Vertrag zu Grunde liegenden
Lebensplanung grundlegend abweicht. Nacheheliche Solidarität wird dabei ein Ehegatte regelmäßig nicht einfordern können, wenn
er seinerseits die eheliche Solidarität verletzt hat; soweit ein angemessener Ausgleich ehebedingter Nachteile in Rede steht, werden
dagegen Verschuldensgesichtspunkte eher zurücktreten. Insgesamt hat sich die gebotene Abwägung an der Rangordnung der
Scheidungsfolgen zu orientieren: je höherrangig die vertraglich ausgeschlossene und nunmehr dennoch geltend gemachte
Scheidungsfolge ist, umso schwerwiegender müssen die Gründe sein, die - unter Berücksichtigung des inzwischen einvernehmlich
verwirklichten tatsächlichen Ehezuschnitts -für ihren Ausschluss sprechen. Hält die Berufung eines Ehegatten auf den vertraglichen
Ausschluss der Scheidungsfolge der richterlichen Rechtsausübungskontrolle nicht stand, so führt dies im Rahmen des § 242 BGB
noch nicht zur Unwirksamkeit des vertraglich vereinbarten Ausschlusses. Auch wird dadurch nicht notwendig die vom Gesetz
vorgesehene, aber vertraglich ausgeschlossene Scheidungsfolge in Vollzug gesetzt.
Der Richter hat vielmehr diejenige Rechtsfolge anzuordnen, die den berechtigten Belangen beider Parteien in der nunmehr
eingetretenen Situation in ausgewogener Weise Rechnung trägt. Dabei wird er sich allerdings umso stärker an der vom Gesetz
vorgesehenen Rechtsfolge zu orientieren haben, je zentraler diese Rechtsfolge im Kernbereich des gesetzlichen
Scheidungsfolgenrechts angesiedelt ist.
IV. Die angefochtene Entscheidung wird den dargestellten Anforderungen an die richterliche Wirksamkeits- und
Ausübungskontrolle unterhaltsrechtlicher oder ehevertraglicher Vereinbarungen nicht gerecht.
1. Das OLG hat den Vertrag insgesamt als unwirksam angesehen, weil die Ag. auf die Unterhaltsansprüche aus den §§ 1571 bis
1576 BGB, auf Zugewinn- und Versorgungsausgleich verzichtet habe und damit eine unangemessene, einseitig zu ihren Lasten
gehende Regelung getroffen worden sei. Dass die Parteien den Betreuungsunterhalt nach § 1570 BGB bestehen gelassen haben,
ändere an dieser Beurteilung nichts, da es sich dabei nur um den Mindestunterhalt handele, der einem erziehenden Elternteil im
Interesse der betreuungsbedürftigen Kinder nach der Rechtsprechung des BGH ohnehin nach § 242 BGB zu belassen sei. Diese
Auffassung des OLG wird von den tatsächlichen Feststellungen des angefochtenen Urteils nicht getragen. Eine solche
Unwirksamkeit könnte sich, wie ausgeführt, nur aus § 138 1 BGB - im Rahmen einer Gesamtbetrachtung der vereinbarten
Regelungen -ergeben (Wirksamkeitskontrolle). Die Voraussetzungen eines Verstoßes gegen die guten Sitten sind jedoch weder
dargelegt noch sonst ersichtlich.
a) Welche Gründe die Parteien zum Abschluss ihrer Vereinbarung veranlasst haben, ist nicht erkennbar. Insbesondere ist nicht
festgestellt, welche Motive die Ag. bewogen haben, vertraglich auf einen Teil der ihr für den Fall einer etwaigen Scheidung
zustehenden Rechte zu verzichten. Das OLG geht von einer Unterlegenheit der Ag. beim Vertragsschluss aus, die der Ast.
missbraucht habe. Angesichts der Beschränkung des § 138 1 BGB auf gravierende Verletzungen der sittlichen Ordnung fehlt für
eine solche Einschätzung bereits die tatsächliche Grundlage. Die Ag. war beim Vertragsschluss bereits seit mehr als zwei Jahren mit
dem Ast. verheiratet und nicht erneut schwanger. Sie verfügte über eine akademische Ausbildung, die sie bereits erfolgreich
beruflich genutzt hatte; die mit der Geburt ihres (ersten) Kindes einhergegangene Unterbrechung ihrer BerufsausÜbung lag wenig
mehr als zwei Jahre zurück. Eine völlige wirtschaftliche Abhängigkeit der Ag. vom Ast., wie sie das OLG seiner Beurteilung zu
Grunde legt, ist damit noch nicht dargetan. Der vom OLG hervorgehobene Umstand, dass die Ag. im Zusammenhang mit ihrer
Schwangerschaft auf Wunsch des Ast. eine von ihr angestrebte Promotion nicht betrieben hat, ist für die Frage der Sittenwidrigkeit
ihres Verzichts auf gesetzliche Scheidungsfolgen ohne Belang. Das gilt auch für die gute Einkommens- und Vermögenslage des
Ast., auf die das OLG abhebt, ohne sie allerdings für den Zeitpunkt des Vertragsschlusses festzustellen. Insbesondere lässt sich aus
der günstigen finanziellen Situation des Ast. keine Zwangslage der Ag. herleiten, die sie veranlasst haben könnte, sich auf einen
teilweisen Verzicht der ihr vom Gesetz für den Scheidungsfall eingeräumten und gerade bei überdurchschnittlichen
Einkommensverhältnissen - wie das OLG ausführt - besonders "werthaltigen" Rechte einzulassen.
b) Auch der objektive Gehalt der von den Parteien getroffenen notariellen Vereinbarung vermag nach den bisherige,333n
Feststellungen den Vorwurf eines Verstoßes gegen die guten Sitten nicht zu begründen. Denn der unmittelbare Kernbereich der
gesetzlichen Scheidungsfolgen wird von der Vereinbarung nicht tangiert. Vielmehr haben die Parteien den Unterhalt insoweit nicht
abbedungen, als "ein Unterhaltsanspruch der Ehefrau wegen Kinderbetreuung" in Frage steht. Diese Regelung sollte im Übrigen -
nach der vom OLG unterlassenen und vom Senat daher nachzuholenden Auslegung der Vereinbarung - nicht nur den Anspruch
erfassen, der sich im Falle ganztätig notwendiger Kinderbetreuung allein aus § 1570 BGB ergibt. Vielmehr war - nach rechtem
Verständnis - auch der Anspruch auf Aufstockungsunterhalt gem. § 1573 11 BGB umfasst, der neben den Teilanspruch aus § 1570
BGB tritt, wenn einem Ehegatten wegen fortschreitenden Alters der Kinder eine Teilerwerbstätigkeit obliegt. Nach der
Rechtsprechung des Senats (NJW 1989, 1847 = FamRZ 1990, 492 [493 f.]) reicht in diesem Fall der Unterhaltsanspruch aus § 1570
BGB nur soweit, wie die Kindesbetreuung einen Ehegatten an der Ausübung einer Erwerbstätigkeit hindert. Soweit der ihm
hiernach zustehende Unterhalt aus § 1570 BGB zusammen mit dem Einkommen aus einer Teilerwerbstätigkeit zur Deckung seines
vollen Unterhalts nach den ehelichen Lebensverhältnissen (§ 1578 BGB) nicht ausreicht, kommt ein zusätzlicher
Aufstockungsunterhalt nach § 1573 11 BGB in Betracht. Es kann hier nicht davon ausgegangen werden, dass die Parteien der Ag.
nur denjenigen Unterhaltsteilanspruch belassen wollten, der sich unmittelbar aus § 1570 BGB herleiten lässt, zumal diese
Differenzierung vom Senat erst nach Vertragsschluss entwickelt worden ist. Nach Wortlaut, Sinn und Zweck der Vereinbarung
sollte vielmehr der Unterhaltsverzicht der Ag. auf die Zeit nach dem Wegfall, jeglicher Kindesbetreuung beschränkt werden. Für die
Zeit der vollen oder teilweisen Betreuungsbedürftigkeit der Kinder sollte sie dagegen Unterhalt nach Maßgabe der gesetzlichen
Vorschriften verlangen können, und zwar gleichgültig, ob er unmittelbar nur auf § 1570 BGB oder teilweise auch auf § 1573 11
BGB beruht. Auch der Höhe nach ergibt sich aus der Vereinbarung keine Einschränkung etwa auŁ den Mindestunterhalt. Beide
Teilansprüche sollten sich nach den ehelichen Lebensverhältnissen bestimmen und der Ag. die Beibehaltung des bisherigen
Lebensstandards gewährleisten.
Mit dem Unterhalt wegen Krankheit und Alters haben die Parteien zwar gewichtige Scheidungsfolgen abbedungen. Dies könnte - im
Zusammenhang mit den weiteren Regelungen -den Vorwurf der Sittenwidrigkeit aber allenfalls dann begründen, wenn die Parteien
bei ihrer Lebensplanung im Zeitpunkt des Vertragsschlusses einvernehmlich davon ausgegangen wären, dass die Ag. sich dauerhaft
oder doch langfristig völlig aus dem Erwerbsleben zurückziehen und der Familienarbeit widmen sollte; denn nur in diesem Falle
wäre der Ag. der Aufbau einer eigenen Sicherung gegen die Risiken von Alter oder Krankheit auf Dauer verwehrt und würde eine
stete Abhängigkeit vom Ast. begründet. Eine solche einvernehmliche Lebensplanung ist jedoch nicht festgestellt. Zwar wird der
vereinbarte Verzicht auf Unterhalt wegen Alters in seiner die Ag. benachteiligenden Wirkung dadurch verstärkt, dass die Parteien
auch den Versorgungsausgleich ausgeschlossen haben. Dieser Ausschluss wird jedoch durch die vertragliche Verpflichtung des Ast.
gemildert, für die Ehefrau eine Kapitallebensversicherung abzuschließen und zu unterhalten. Der Umstand, dass - nach den
Feststellungen des OLG - der Ag. bei Durchführung des Versorgungsausgleichs Versorgungsanrechte der gesetzlichen
Rentenversicherung in Höhe von rund 590 DM zu übertragen gewesen wären, zu deren Begründung ein Einmalbetrag von rund 128
000 DM hätte eingezahlt werden müssen, mag die Bedeutung dieser Lebensversicherung über nominal 80 000 DM als
Kompensation für den Ausschluss des Versorgungsausgleichs möglicherweise im Nachhinein relativieren. Für eine Sittenwidrigkeit
der Abrede lässt sich daraus jedoch nichts herleiten. Denn es ist nicht ersichtlich, dass schon im Zeitpunkt des Vertragsschlusses
vorhersehbar war, dass der Ast. künftig Versorgungsanrechte erwerben werde, von denen er rund 590 DM auf die Ag. übertragen
müsste. Zudem ist die Versicherungssumme einer Kapitallebensversicherung mit der aus dieser Versicherung später zu erwartenden
Ablaufleistung (nach Auskunft der Versicherung hier: 172 294 DM) nicht identisch; beide Größen sind überdies schon ihrer
Funktion nach mit dem Einmalbeitrag der gesetzlichen Rentenversicherung nicht vergleichbar. Das OLG weist zwar zutreffend
darauf hin, dass die Kapitallebensversicherung der Ag. keinen Invaliditätsschutz verschaffe. jedoch vermittelt auch die gesetzliche
Rentenversicherung dem versorgungsausgleichsberechtigten Ehegatten Invaliditätsschutz nicht schlechthin, sondern nur unter der
Voraussetzung einer dreijährigen Zahlung von Pflichtbeiträgen innerhalb der letzten fünf Jahre vor Eintritt der Erwerbsminderung (§
43 1 1 Nr. 2, Il 1 Nr. 2 SGB VI; vgl. auch § 1587 o 114 BGB, der in seiner seit dem 1. 1. 2000 geltenden Fassung nicht mehr die
Eignung alternativer Sicherungen auch "für den Fall der Erwerbsunfähigkeit" verlangt).
Der von den Parteien vereinbarte Ausschluss der Unterhaltspflicht für den Fall der Arbeitslosigkeit sowie der Verzicht auf
Aufstockungsunterhalt (für die Zeit nach der Kinderbetreuung) und auf Billigkeitsunterhalt rechtfertigen -schon nach ihrer
Bedeutung im System des Scheidungsfolgenrechts - das Verdikt der Sittenwidrigkeit nicht. Für den Ausschluss des gesetzlichen
Güterstands gilt nichts anderes.
2. Sofern sich ergibt, dass die von den Parteien getroffenen Abreden - auch in subjektiver Hinsicht - einer richterlichen
Wirksamkeitskontrolle am Maßstab des § 138 1 BGB standhalten, bleibt zu prüfen, ob und inwieweit der Ast. durch § 242 BGB
gehindert wird, sich auf den vereinbarten Ausschluss einzelner Scheidungsfolgen zu berufen (Ausübungskontrolle).
a) Für die Zeit der Betreuungsbedürftigkeit der Kinder ist der Ast., wie dargelegt, schon deshalb zur Unterhaltsleistung verpflichtet,
weil die Parteien seine Unterhaltspflicht insoweit nicht ausgeschlossen haben; das OLG hat ihn deshalb dem Grunde nach zu Recht
zur Unterhaltszahlung verurteilt.
Für die Zeit nach der Kinderbetreuung könnte sich eine Unterhaltspflicht des Ast. namentlich aus § 1573 11 BGB ergeben. Falls sich
der von der Ag. vertraglich erklärte Verzicht auf diesen Unterhalt nicht schon als nach § 138 1 BGB nichtig erweist und ein solcher
Anschlussunterhalt zur Entscheidung steht, wird zu prüfen sein, inwieweit sich der Ast. gem. § 242 BGB auf diesen Verzicht
berufen kann. Im Rahmen dieser Ausübungskontrolle wird der Tatrichter zu erwägen haben, dass die Ag. im Zusammenhang mit der
Geburt des ersten Kindes ihre Berufstätigkeit eingestellt und sich der Familienarbeit sowie später einer selbstständigen
Erwerbstätigkeit gewidmet hat, die zwar nicht ihrer durch Ausbildung erworbenen Qualifikation entspricht, die sich aber offenbar
mit der Haushaltsführung und der Betreuung der -inzwischen zwei - Kinder vereinbaren lässt. Mit der Aufgabe ihrer Berufstätigkeit
hat die Ag. ein Risiko auf sich genommen, das sich mit dem Scheitern der Ehe der Parteien zu einem Nachteil verdichtet, wenn die
Betreuungsbedürftigkeit der gemeinsamen Kinder endet und sich erweisen sollte, dass der Ag. ein "Wiedereinstieg" in ihren
erlernten Beruf nicht oder nur unter deutlich ungünstigeren Konditionen möglich ist. Entsprach es einem gemeinsamen Entschluss
der Parteien, dass die Ag. im Interesse der Familie dauerhaft auf eine weitere Tätigkeit in ihrem erlernten Beruf verzichten sollte, so
könnte es unbillig erscheinen, wenn der Ast. die sich hie-, raus ergebenden nachteiligen Konsequenzen unter Berufung auf die
notarielle Abrede allein der Ag. aufbürdet. Zwar dürfte der Ag. auf Grund des - hier als wirksam unterstellten - Unterhaltsverzichts
Aufstockungsunterhalt nach Maßgabe der ehelichen Lebensverhältnisse (§§ 1573 II, 1578 I BGB) zu versagen sein. Im Rahmen
tatrichterlicher Ausübungskontrolle könnte der Ag. aber gleichwohl ein Unterhaltsanspruch zuerkannt werden, der jedenfalls ihre
ehebedingten Erwerbsnachteile ausgleicht. Dessen Höhe könnte nach der Differenz des Einkommens, das die Ag. aus einer ihrer
Ausbildung entsprechenden kontinuierlich ausgeübten Berufstätigkeit erzielen könnte (§ 287 ZPO), und dem Verdienst bemessen
werden, den sie aus einer ihr nach dem Berufsverzicht noch möglichen und zumutbaren vollen Erwerbstätigkeit erlöst oder doch
erlösen könnte; seine Grenze fände ein solcher Anspruch jedenfalls an dem nach den ehelichen Lebensverhältnissen bemessenen
vollen Unterhalt.
b) Die vom OLG ausgesprochene Verpflichtung des Ast. zur Auskunft über seinen in der Ehe erzielten Zugewinn kann, falls sich
der Ehevertrag nicht schon nach § 138 1 BGB als unwirksam erweist, nur Bestand haben, wenn der Ast. gem. § 242 BGB gehindert
ist, sich auf die von den Parteien vereinbarte Gütertrennung zu berufen. Das ist - jedenfalls auf der Grundlage der vom OLG bislang
getroffenen Feststellungen - nicht der Fall.
Der Zugewinnausgleich wird vom Kernbereich des Scheidungsfolgenrechts nicht umfasst; er zeigt sich, wie dargelegt, vertraglicher
Gestaltung in weitem Umfang offen. Die Berufung auf eine wirksam vereinbarte Gütertrennung wird sich deshalb nur unter engsten
Voraussetzungen als rechtsmissbräuchlich erweisen - so etwa dann, wenn die Ehegatten bei ihrer Abrede von beiderseitiger,
ökonomisch vergleichbar gewinnbringender Berufstätigkeit ausgegangen sind, diese Planung sich aber später nicht verwirklichen
lässt. In solchen und ähnlichen Ausnahmefällen mögen besondere Verhältnisse es ungeachtet der getroffenen Abreden als unbillig
erscheinen lassen, dass der nicht erwerbstätige Ehegatte im Nachhinein um die Früchte seiner Mitarbeit in der Ehe gebracht würde.
So liegen die Dinge hier indes nicht. Insbesondere hindert der vom OLG betonte Umstand, dass die Ag. sich in der Ehe der
Haushaltsführung und Kindererziehung gewidmet hat, für sich genommen den Ast. nach Treu und Glauben nicht, sich auf eine von
den Parteien wirksam vereinbarte Gütertrennung zu berufen. Zwar mag es der Ag. - angesichts ihres zu Gunsten der Familie
erklärten zumindest vorläufigen Verzichts auf eine eigene Erwerbstätigkeit und im Hinblick auf die Dauer ihrer Ehe - nicht mehr
zuzumuten sein, sich nunmehr - nach der Scheidung - mit einem Lebensstandard zu begnügen, der ihren eigenen, durch fehlende
zwischenzeitliche Berufstätigkeit möglicherweise deutlich verminderten Erwerbschancen entspricht. Abhilfe ist in solchen Fällen
jedoch nicht mit einer die ehevertraglichen Abreden unterlaufenden Vermögensteilhabe zu bewirken; vielmehr ist ein die eigenen
Einkünfte übersteigender Bedarf des in der Ehe nicht erwerbstätigen Ehegatten systemgerecht mit den Instrumenten des
Unterhaltsrechts zu befriedigen. Dies gilt auch, soweit die gesetzlichen Unterhaltsansprüche wirksam abbedungen sind; in diesem
Fall kann - wie gezeigt -eine im Wege richterlicher Ausübungskontrolle zuzuerkennende Unterhaltsrente ehebedingte Nachteile
einzelfallgerecht kompensieren.
Auch die übrigen vom OLG angeführten Gesichtspunkte vermögen den Vorwurf des Rechtsmissbrauchs nicht zu tragen. Ein
-zumindest in den letzten Jahren - besonders hohes Einkommen des Ast. erzwingt eine der getroffenen Güterstandsabrede
widersprechende Teilhabe der Ag. nicht; dies gilt auch für die nicht näher belegte Annahme, die - in ihrem Ladengeschäft ganztags
tätige - Ag. habe es dem Ast. durch ihre Führung des Haushalts und die Betreuung der Kinder erst ermöglicht, sich voll seiner
Berufstätigkeit zu widmen. Die Belange der gemeinsamen Kinder werden durch die Zuordnung des elterlichen Vermögens nicht
berührt. Andere für § 242 BGB erhebliche Umstände sind nicht ersichtlich.
V. Die angefochtene Entscheidung kann nach allem keinen Bestand haben. Der Senat vermag auf der Grundlage der vom OLG
getroffenen Feststellungen in der Sache nicht abschließend zu entscheiden. Die Sache war deshalb an das OLG zurückzuverweisen,
damit es die für die gebotene Wirksamkeits- und Ausübungskontrolle erforderlichen Feststellungen nachholt.
Für das weitere Verfahren weist der Senat auf Folgendes hin:
1. Die Ag. kann, wie dargelegt, für die Zeit der Betreuungsbedürftigkeit der gemeinsamen Kinder vom Ast. Unterhalt nach
Maßgabe der ehelichen Lebensverhältnisse beanspruchen. Bei der Bemessung dieses Unterhalts hat das OLG zutreffend einen
objektiven Maßstab angelegt und denjenigen Lebensstandard für entscheidend erachtet, der vom Standpunkt eines vernünftigen
Betrachters bei Berücksichtigung der konkreten Einkommens- und Vermögensverhältnisse angemessen erscheint. Nur in diesem
Rahmen kann das tatsächliche Konsumverhalten der Ehegatten während des ehelichen Zusammenlebens Berücksichtigung finden
(vgl. etwa Senat, NJW 1984, 1237 = FamRZ 1984, 358 [360f.]). Deshalb bleibt, wie das OLG im Grundsatz mit Recht annimmt,
eine aus dieser Sicht zu dürftige Lebensführung der Parteien für die Bedarfsbestimmung der Ag. außer Betracht. Dennoch dürfte
nicht - wie im angefochtenen Urteil geschehen - für die Bemessung der ehelichen Lebensverhältnisse schlechthin auf das aktuelle
und mit 27000 DM außerordentlich hohe Nettoeinkommen des Ast. abgehoben werden. Eine solche Betrachtung verkennt die
tatsächlichen Unsicherheiten, denen die Beibehaltung eines solchen Einkommensniveaus im Wirtschaftsleben und insbesondere im
Beruf des Ast. unterworfen ist. Diese Unsicherheiten dürfen es auch bei -Anlegung eines objektiven Maßstabs nicht ohne weiteres
geraten erscheinen lassen, den Lebensstandard einer auf Konstanz ihrer Lebensführung bedachten Familie an den jeweils aktuellen
Einkommensverhältnissen auszurichten. Zudem wird bei einer solchen Betrachtung übersehen, dass ein Einkommen in der vom
OLG festgestellten Höhe - auch und gerade vom Standpunkt eines vernünftigen Betrachters - üblicherweise nicht allein zu
Konsumzwecken eingesetzt wird, sondern zu einem nicht unerheblichen Teil der Vermögensbildung dient (vgl. Senat, NJW-RR
1987, 194 = FamRZ 1987, 36 [39], u. NJW 1992, 1044 = FamRZ 1992, 423 [424]). Inwieweit es danach für Unterhaltszwecke
nicht zur Verfügung steht, ist eine Frage der tatrichterlichen Würdigung, der das OLG nachzukehen hat.
2. Das OLG hat den vom Ast. zu befriedigenden Unterhaltsbedarf der Ag. konkret bemessen und deren Unterhalt anhand einer
Auflistung von Bedarfspositionen ermittelt. Das dürfte im Ansatz nicht zu beanstanden sein. Allerdings hat das OLG
unberücksichtigt gelassen, dass die Ag. vom Ast. für die beiden gemeinsamen Kinder Unterhalt nach dem höchsten Satz der
Düsseldorfer Tabelle erhält. In diesen Unterhaltssätzen sind Bedarfsbeträge - namentlich für Wohn- und Wohnnebenkosten -
berücksichtigt, die auch in den für die Ag. aufgelisteten Bedarfsbeträgen enthalten sind und für sie und die Kinder nur einmal
anfallen. Deshalb müssten bei den für die Ag. in Ansatz gebrachten Bedarfspositionen Leistungen, die der Ast. bereits im Rahmen
des Kindesunterhalts teilweise erbringt, anspruchsmindernd berücksichtigt werden. Das hat das OLG - soweit ersichtlich - nicht getan.
* Quelle: NJW 2004, 930 ff